Die deutsch-polnischen Grenzgewässer Mecklenburg-Vorpommerns

Wege und Ergebnisse der internationalen Zusammenarbeit zu deren Unterhaltung und Ausbau


Im Landkreis Vorpommern-Greifswald bilden der Torfkanal und die Mützelburger Beeke auf einer Länge von etwa 13 km die Staatsgrenze zwischen der Bundesrepublik Deutschland und der Republik Polen. Diese verläuft in der Gewässermitte.

Zuständig für die Unterhaltung der Gewässer ist auf deutscher Seite das StALU Vorpommern. Die Unterhaltungszuständigkeit auf polnischer Seite liegt für die Mützelburger Beeke bei der Regionalen Wasserwirtschaftsverwaltung Stettin (RZGW Szczecin) und für den Torfkanal bei der Bezirksverwaltung Melioration und Wasseranlagen der Woiwodschaft Westpommern in Stettin.

Die grenzübergreifende Aufgabenverteilung und die Verantwortlichkeiten sind grundsätzlich durch Abkommen geregelt. Die Umsetzung vor Ort hat zu einer regelmäßige Kommunikation und engen Zusammenarbeit der zuständigen Behörden geführt. Einbezogen in diese Zusammenarbeit sind die grenznahen staatlichen und kommunalen Verwaltungsebenen beider Länder.

Das bei den "Wasserfachleuten" beiderseits der Grenze vorhandene Wissen, dass die Umsetzung der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie abgestimmtes und einheitliches Handeln bedingt, hat in jüngster Vergangenheit zur Lösung bestehender wasserwirtschaftlicher Probleme an den Grenzgewässern geführt.

Begünstigend dabei war auch die Verfügbarkeit moderner Kommunikationstechnik zum Datenaustausch und das inzwischen sehr guten kollegialen Verhältnis handelnder Personen. Nachfolgend wird von diesen Projekten berichtet.

Weiterführende Informationen

Verbesserung der ökologischen Durchgängigkeit der Mützelburger Beeke durch Umbau des abgängigen Staubauwerkes am Mützelburger See in eine Sohlengleite

Der Fluss Beeke (polnisch: rzeka Mysliborka) ist Vorflut für den großen Mützelburger See und fließt in nördlicher Richtung nach ca. 6,1 km in den Neuwarper See. Das oberirdische Einzugsgebiet der Beeke hat eine Fläche von 21,3 km2.

Bereits in den Jahren 1963 bis 1967 wurden beiderseits der Staatsgrenze umfangreiche Meliorationsarbeiten in der Beekeniederung durchgeführt. Seitdem finden entlang des Flusses jährliche Unterhaltungsarbeiten statt, deren Umfang und Ausführungsart sei 2003 in einer gemeinsamen deutsch-polnischen "Regelung zu Unterhaltungsarbeiten an der Beeke als Grenzgewässer" festgelegt sind.

Ein besonderes Problem stellten der Betrieb und die Unterhaltung des Staubauwerkes am Auslauf des Mützelburger Sees dar. Das Bauwerk war eine ökologische Barriere. Seine Umläufigkeit sowie die marode Bausubstanz machten das Versagen des Wehres wahrscheinlich. Wäre dies eingetreten, wäre der Wasserstand des Mützelburger Sees um mehrere dm abgesunken. Gemeinsam mit dem RZGW Szczecin wurde der Rückbau des Wehres und die Errichtung einer rauen Rampe als alternative technische Lösung herausgearbeitet. Damit ist eine Aufwertung des ökologisch bedeutenden Fließgewässer mit seinem angrenzenden störungsarmen Naturraum sichergestellt. Eine aus 7 Überlaufschwellen bestehende Sohlengleite ermöglicht künftig die ökologische Durchgängigkeit des Gewässers. In Abstimmungen mit dem polnischen Partner (RZGW Szczecin) agierte das ehemalige StAUN Ueckermünde (neu: StALU Vorpommern Dienststelle Ueckermünde) als Vorhabensträger bei der Umsetzung der Maßnahme.

Da sich die Anlage beiderseits der Staatsgrenze befindet, wurden seitens des StAUN alle notwendigen Genehmigungen auf beiden Seiten der Grenze beantragt. Dabei war die deutsche Wasserrechtliche Erlaubnis die Grundlage für die Beantragung der entsprechenden Wasserrechtlichen Genehmigung des Landkreises Police (Gmina Police) sowie einer Bauanzeige bei der Woiwodschaft auf der polnischen Seite.

Die Antragsunterlagen wurden zweisprachig erstellt. Die engen auf "kurzem Wege" durchgeführten Abstimmungen mit den polnischen Behörden führten zur unproblematischen, kurzfristigen Erteilung der beantragten Genehmigungen. Einbezogen in das Genehmigungsverfahren waren auch die Grenzschutzdienste. Die öffentliche Ausschreibung der Baumaßnahme erfolgte im Spätsommer 2007. Die sich anschließende Bauausführung durch ein örtlich ansässiges Bauunternehmen gestaltete sich wegen der Starkniederschläge im Herbst 2007 schwierig. Trotzdem wurde die Baumaßnahme in guter Qualität termingerecht zum Jahresende 2007 fertiggestellt.

Am 10. Januar 2008 erfolgte die gemeinsame deutsch-polnische Bauabnahme der neuen Sohlengleite.

Ausbau der Hochwasserschutzanlagen am Torfkanal und Stettiner Haff zum Schutz der Ortslagen Kamminke und der polnischen Stadtrandsiedlung von Swinemünde

Der 6,84 km lange Torfkanal dient als Vorfluter des Schöpfwerkes "Weiße Brücke" (polnisch: Bialy Most). Dieses von der polnischen Seite betriebene automatisierte Schöpfwerk entwässert den oberen grenzübergreifenden Polder d.h. teilweise das deutsche Gebiet der Zerninseesenke und weite Flächen auf der polnischen Seite des Gewässers.

Die Mündung des Kanals in das Haff kreuzt den 1997 ausgebauten Landesschutzdeich Kamminke. Sie ist mit einem SPS-gesteuerten Schieber versehen, der nur temporär bei erhöhten Wasserständen im Haff automatisch schließt. Außerhalb dieser Schließzeiten ist die ökologische Durchgängigkeit zwischen Haff und Torfkanal gegeben. Die Sohle des Auslaufbauwerkes ist mit Substratauflage versehen, um auch Evertebraten das Passieren zu ermöglichen. Nach Schließung des Schiebers bot der Torfkanal mit seinen stark abgesackten Binnendeichen nur ein geringes Retentionsvolumen. Es kam durch überströmendes und durchsickerndes Wasser aus dem Kanal verstärkt zu einer Vernässung der umliegenden Nutzflächen auf der deutschen Seite und insbesondere der Siedlungsanlagen auf polnischer Seite.

Dies führte zu regelmäßigen Beschwerden der Anlieger und war der Anlass nach einer wasserwirtschaftlich günstigen und ökologisch sinnvollen Lösung zu Hochwasserentlastung des Torfkanals zu suchen. Dies begann 2002 in enger Zusammenarbeit zwischen deutschen und polnischen Behörden sowie Ingenieurbüros beider Seiten.

Die Sanierung der vorhandenen Binnendeiche beiderseits des Grenzgewässers auf ein einheitliches Höhenniveau bei gleichzeitiger Anpassung des Betriebsregimes des Schöpfwerkes "Weiße Brücke" erwies sich als Vorzugslösung.

Die Baumaßnahmen wurden 2006 auf der deutschen und 2007 auf der polnischen Seite des Torfkanals realisiert. Dabei zeigte sich, dass der aktive Austausch der Erfahrungen aus der Umsetzungsphase eine bessere Vorbereitung der nacheinander folgenden Bauabschnitte ermöglichte. Hierzu ist z.B. das unerwartet hohe Setzungsverhalten des Untergrundes westlich des Gewässers zu erwähnen. Auf der Ostseite hatte dies einen entscheidenden Einfluss auf die Bodenmengenkalkulation, die eine Grundlage der Ausschreibung bildete.

Nach Abschluss der Deichbauarbeiten ist das Schöpfregime des Schöpfwerkes "Weiße Brücke" dem neuen Retentionsvolumen des Torfkanals angepasst worden. Damit ist nunmehr auch bei längeren hohen Außenwasserständen die durchgehende und effizientere Entwässerung der Polder möglich ist. Ebenso wirkte sich die Erhöhung des Retentionsvolumens positiv auf den Betrieb des Schöpfwerkes Kamminke aus. Seit Instandsetzung der Deiche führen erhöhte Wasserstände des Torfkanals nicht mehr zum Anstieg der Einschalthäufigkeit der Pumpen.